Meinen wohlverdienten Urlaub zur Jahreswende habe ich nicht nur genutzt um mich am Strand mit molekularer Evolution zu beschäftigen. Auch fiktive Literatur habe ich in meinem Rucksack durch Malaysia und Thailand getragen: "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann.
Das möchte ich zum Anlass nehmen um mal etwas von meinen eigentlichen Themenschwerpunkten abzuweichen.
Leider war der Roman eine Enttäuschung. Kehlmann beschreibt darin das Leben des Mathematikers Carl Friedrich Gauß und der Brüder Humboldt. Ich hatte mir erhofft von einem historischen Roman mit wissenschaftlichem Hintergrund gut unterhalten zu werden und nebenbei etwas lernen.
Man kann Kehlmann zugute halten, dass gleich zu Anfang des Buches klar macht, dass er nicht wirklich die historischen Persönlichkeiten interessiert ist: Er lässt Gauss sagen, in 200 Jahren werde nur sein Werk übrig sein, jeder Einfallspinsel könne sich dann aber Unfug über ihn ausdenken. Und das macht er dann auch fleißig.
Einige Fehler und Ungenauigkeiten später ist man dann genügend gewarnt und der Informationsgehalt des Buches geht daher gegen Null. Für mich als Biologen war der offensichtlichste Patzer dass Quallen, die bei Alexander von Humbolds Reise um das Schiff trieben als "Mollusken" bezeichnet wurden. "Medusen" hätte literarisch mindestens genauso gut geklungen, wäre aber korrekt gewesen.
Da all das ständig daran zweifeln lässt, wo ordentliche Recherche aufhört und Dichtung anfängt bleiben nach dem Lesen mehr Fragen als Erkenntnisgewinn.
Stimmt die kleine Geschichte von Immanuel Kants Altersdemenz? War Alexander von Humboldt am Ende seines Lebens wirklich ein aktiver Gegner der Evolutionstheorie (Er starb 1859, also kannte er "den Origin" in jedem Fall nicht, Darwin erwähnt Humboldt sehr oft als großen Forscher, es scheint mir daher auch unwahrscheinlich, dass er keinen Kontakt mit Darwin hatte), usw... ?
Doch all diese Schwächen würden das Buch noch nicht schlecht machen. Was mich wirklich gestört hat und auch der Grund ist warum ich diese Kritik hier schreibe ist Folgendes:
Am Ende bleibt das Gefühl beide Wissenschaftler wären gescheitert. Als hätten sie durch die Erkundung der Welt ihr eigenes Leben aus den Augen verloren. Als wäre ihre Suche nach Wissen irgendwie verfehlt gewesen und hätte niemanden wirklich weiter gebracht. Des bringt meiner Meinung nach Ignoranz gegenüber empirischer Arbeit und Arroganz gegenüber Wissenschaftlern zum Ausdruck.
Ich selbst hätte mir eher vor Ort "The Malay Archipelago" von Alfred Russel Wallace kaufen und passend zu meinem Reiseziel lesen sollen (In Kuala-Lumpur gibt es sehr gute Buchhandlungen!).
Change of language, change of content
From now on this blog is about my adventures in bioinformatics and in the use of open source software:
The code is bash, perl, R -especially sweave/noweb-, LaTeX and my lovely, beastlyOS editor`s (Gnu-Emacs) elisp.
I will publish code snippets and short comments in English language. You con read about the same and my other more biology focussed interests in German on Alles was lebt.
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2 Kommentare:
Ich teile Deine Einschätzung vollkommen. Nach all den Ruhmpreisungen, die man über dieses Buch gelesen hatte und nach der wirklich spannenden Thematik, die das Buch an sich behandelt, hatte man etwas wesentlich anderes erwartet.
Mich hat es ehrlich gesagt gewundert, daß auch manche naturwissenschaftlich informierte Leute dieses Buch positiv rezensiert haben.
Ja, das hat mich auch gewundert. Es gibt erstaunlich wenige schlechte Rezensionen...
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